Seit dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus (COVID-19) Anfang 2020 bestimmen zahlreiche Maßnahmen, wie Kontaktbeschränkungen und -sperren sowie die Schließung nicht-lebensnotwendiger öffentlicher Einrichtungen, unseren Alltag, um die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern und die Kurve an Neuinfektionen abklingen zu lassen.

Für die Kultur- und Kreativwirtschaft bedeutete dies von Anfang an, dass sämtliche Veranstaltungen abgesagt, Einrichtungen im Bereich Kunst und Kultur geschlossen und geplante künstlerische Vorhaben verschoben oder gestrichen werden mussten. Unsere großartige Kulturlandschaft wurde zum Stillstand gezwungen – fast das gesamte kulturelle Leben ist zum Erliegen gekommen.

Auch wir in Wassenberg mussten nach einem erfolgreichen Start in das Veranstaltungsjahr 2020 erst einmal bis auf Weiteres alle geplanten Veranstaltungen absagen bzw. verschieben. Angesichts der großen Dynamik der Lage war und ist immer noch unklar, wann wieder Veranstaltungen im „normalen“ Umfang stattfinden können.

Eines hat uns die aktuelle Situation auf schmerzliche Weise deutlich gemacht: Kultur ist kein dekorativer Luxus, den man sich nur in guten Zeiten gönnt, sondern sie ist elementarer Bestandteil unseres Zusammenlebens und unseres Menschseins. Auf sie verzichten zu müssen, ist ein großer Verlust an Lebensqualität, Inspiration und innerer Einkehr.

Wir wollten diese besondere Ausnahmesituation nicht nur als Gefahr wahrnehmen, sondern sie als Chance begreifen, neue Veranstaltungsformate zu initiieren und anzubieten, um in der sonst eher kulturlosen Zeit Abwechslung und kulturelle Interaktion zu schaffen. Auch widerstrebte es uns, so gar keine Angebote machen zu können.

Für viele Soloselbständige und Kleinunternehmer, mit denen wir natürlich regelmäßig zusammenarbeiten, folgte aus dem Stillstand des gesellschaftlichen Lebens eine dramatische, existenzbedrohende Situation und sie hält noch an. Denn oft haben Freischaffende keinerlei Rücklagen, müssen aber dennoch laufende Kosten decken, um nach der Krise weiter beruflich handlungsfähig zu sein.

Somit war es uns in zweifacher Hinsicht Ansporn und Motivation, daran mitzuwirken, die Not der Kulturschaffenden abzufedern und einen kleinen Teil dazu beizutragen, diese zu lindern.

Realisierte Projekte der Kultur gGmbH in Wassenberg in der Kurzdarstellung:

Wir haben zu Beginn des ersten Lockdowns das #Stay@home-Festival initiiert, im Rahmen dessen 10 Künstlerinnen und Künstler Musikvideos in ihrem Zuhause aufgenommen und uns gegen Entgelt zur Verfügung gestellt haben. Diese Videos haben wir auf unserem Youtube-Kanal www.youtube.com/stadtwassenberg veröffentlicht und einen Flyer erstellt, der die Videos über unsere Augmented Reality-App „genARate“ abrufbar gemacht hat. Die Flyer lagen bei den örtlichen Vollsortimentern sowie in Apotheken aus. Mit über 4.000 Klicks erfreute sich unser Angebot einem regen Zuspruch und zahlreiche Zuschauer der Videos haben diese, wie beabsichtigt, auf ihren Terrassen, Balkons und Wohnzimmern angesehen und konnten so für einige Minuten dem Alltag entfliehen. Diese Aktion haben wir in der Weihnachtszeit nochmal als „Christmas Edition“ wiederholt. Wenn man die Bilder mit der App „genARate“ scannt, kommt man zu den Videos auf YouTube.

Vom 21.-24. Mai 2020 haben wir auf dem Parkplatz am Parkbad Wassenberg #CarWatchWassenberg mit 4 Live Drive-in Events veranstaltet. Neben den Höhnern konnten Besucher zwei hochkarätigen Genre-Coverbands – Still Collins & QueenKings – aus ihren Autos lauschen und zu stimmungsvollen Klängen infektionsrisikoarm mitmachen. Mit über 1.000 Besuchern an den vier Tagen konnten wir auch mit diesem neuartigen Veranstaltungsformat über die Stadt- und Kreisgrenzen hinaus kulturellen Genuss schaffen.

Ab Juni boten wir die erste digitale Kunstausstellung aus unserem Bergfried in Wassenberg an. Eigentlich sollte im Rahmen des von Aktion Mensch geförderten Projekts „Kultur ohne Barrieren“ die Ausstellung mit dem Titel „Kreuz und Quer“ von Künstlern mit Behinderung im Mai live im Bergfried Wassenberg stattfinden. Durch die Corona-Krise wurden jedoch alle kulturellen Veranstaltungen in der gesamten Region Heinsberg bis auf Weiteres abgesagt, sodass von den Organisatoren der Lebenshilfe Heinsberg und den Verantwortlichen der Kunst, Kultur und Heimatpflege Wassenberg gGmbH entschieden wurde, die Ausstellung virtuell erlebbar zu machen. So wurde den Menschen eine Alternative zum analogen Besuch der Ausstellung im Bergfried geboten. Über 50 künstlerische Arbeiten aus den Ateliers „Will so sein“ der Lebenshilfe Aachen, dem Atelier „Ut Glashoes“ in Maastricht und der Kunstwerkstatt der Lebenshilfe Heinsberg wurden in den Räumen des Bergfrieds Wassenberg aufgestellt und aufgehängt und anschließend mit einer 360° Kamera gefilmt, sodass ein virtueller Rundgang – mit Informationen zu den beteiligten Ateliers und Künstler*innen – durch das historische Gebäude ermöglicht wurde. Auf der Dachterrasse des Bergfrieds gab der Heinsberger Pianist Frank Ollertz ein Solokonzert, dessen Live-Mitschnitt im Beitrag abrufbar war. Ein besonderes Projekt innerhalb der Ausstellung war eine Gemeinschaftsarbeit von Künstlern mit Behinderung aus den Ateliers und Künstlern ohne Behinderung – Theo Heinen (Viersen), Renate Schell (Übach-Palenberg), Joost Hiltermann (Maastricht), Sonja Lambert (Aachen) und Georg Kohlen (Köln/Wassenberg). Das Resultat der Zusammenarbeit bestand aus 15 Tafeln, die hin- und herwanderten und nach und nach bearbeitet wurden, sodass schließlich ein Gemälde von 5,00 x 2,10 Metern entstand.

Auch hier könnt ihr das Bild mit der AR-App genARate scannen und schon gelangt ihr zu der wirklich beeindruckenden Ausstellung.

Ebenfalls ab Juni 2020 haben wir eine Waldrallye durch das Judenbruch für Kinder angeboten. Im Rahmen dieser Schnitzeljagd mit zahlreichen Aufgaben sowie mit unserer AR-App „genARate“ abzuscannenden Bildern, galt es, das Lösungswort herauszubekommen, welches dank der App regelmäßig geändert werden konnte, und sich dann eine Belohnung für das richtige Lösungswort in Form einer Kugel Eis beim örtlichen Eiscafé abzuholen. Der Aktionszeitraum war bis zum Ende der Sommerferien, sodass Familien noch eine gelungene Aktion für die Sommerferien angeboten werden konnte.

Idee für dieses Jahr: Dies könnte auch wunderbar in einem größeren Radius und unter Einbeziehung der Gastronomie als Radtour funktionieren.

Da auch die Erwachsenen nicht zu kurz kommen sollten, haben wir gemeinsam mit einem örtlichen Physiotherapeuten rund um einen unserer Glücksorte, nämlich den „Bergfried“, ein kleines Fitness-Programm erstellt. Unter dem Motto „Fit in Wassenberg“ konnten sich Teilnehmer*innen an 10 verschiedenen Übungen in drei Schwierigkeitsstufen versuchen. Der Flyer mit einer bebilderten Anleitung zu den Übungen wurde in zahlreichen Geschäften und Gastronomiebetrieben ausgelegt. Die Videos zu den Übungen wurden auf unserem Youtube-Kanal veröffentlicht und sind seitdem dort abrufbar.

Auch diesen Flyer könnt ihr mit genARate scannen und gelangt zu den YouTube-Videos.

Da wir alle unsere Veranstaltungen, wie wahrscheinlich alle anderen Veranstalter auch, absagen mussten, haben wir uns auch für die Sommermonate etwas einfallen lassen: Für Anfang August 2020 haben wir in Kooperation mit einem Kinobetreiber aus dem Nachbarort, ein Open-Air Sommerkino auf der Liegewiese des örtlichen Freibads geplant. Dort wurden an 2 Wochenenden jeweils von Donnerstag bis Sonntag immer abends verschiedene Filme gezeigt. Spezielle Motto-Abende haben das Angebot noch attraktiver gestaltet. Die Wiese wurde, im Einklang mit den geltenden Hygienevorschriften, mit Liegestühlen ausgestattet und alle Besucher konnten die Tickets über www.sommerkino-wassenberg.de erwerben. Dort mussten sich die Besucher vorab registrieren und am Abend der Vorstellung wurden die ausgedruckten Tickets am Eingang entgegengenommen und die Besucher*innen zu nummerierten Plätzen geleitet. Die Platznummern wurden auf den Tickets notiert und für 4 Wochen aufbewahrt. So hätten wir im Falle des Falles gewusst, wer neben wem saß.

Darüber hinaus haben wir in 2020 einen neuen Image-Flyer für Wassenberg erstellt und veröffentlicht, welcher anschaulich, kurz und knapp einen guten Überblick über die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten zu Wassenberg bietet. Dieser ist über die App genARate mit dem Imagefilm der Stadt verbunden.

Aufgrund des ausgefallenen Weihnachtsmarktes und des Lockdowns in der Adventszeit, haben wir ein Lichtfestival in der Gartenachse im Ortskern von Wassenberg geplant. Wir wollten ein Veranstaltungsformat kreieren, bei dem man individuell einen Spaziergang durch den Stadtpark macht und an einigen Stellen eine besondere Illumination findet. Über eine zunächst eigens dafür eingerichtete Internetseite www.wassenberg-erleben.de konnten zuvor erstellte und von einer Gästeführerin eingesprochene Geschichten zu bestimmten illuminierten Plätzen abgerufen werden. Die Domain wird bald die neue Internetseite der Kunst, Kultur und Heimatpflege Wassenberg gGmbH beherbergen, sodass das Lichtfestival, was auf jeden Fall in 2021 wieder stattfinden wird, einen Unterpunkt dieser Internetseite darstellt. Das Lichtfestival sollte die eigentlich geplanten und ausgefallenen Veranstaltungen zum 600-jährigen Bestehen des Bergfrieds ersetzen und einen stimmungsvollen Akzent in der Adventszeit bilden. In 2021 ist geplant, dieses Lichtfestival mit dem Weihnachtsmarkt zu kombinieren.

In einem Jahr wie 2020, in dem Distanz und Abstand der Tenor sind, haben wir uns auf die Fahne geschrieben, Begegnungen auf Distanz zu schaffen. Daher haben wir in der Adventszeit ein Postkartenset für Wassenberg herausgebracht. Denn eine schöne Postkarte aus dem eigenen Heimatort, mit der man jemandem sagt, dass man an ihn denkt, ist zwar kein Ersatz für einen persönlichen Besuch, aber ein kleines Trostpflaster 🙂 In diesem Jahr werden (bei schönem sommerlichen Wetter) kleine Videos zu den Orten auf den Postkarten gedreht, die dann über die App genARate mit den Postkarten verbunden werden. Postkarten mit Bonus quasi 😉

Das Postkartenset war Teil unserer Aktion 24 x Weihnachtsglück im Advent, im Rahmen derer jeden Tag etwas Neues angeboten wurde. Gemeinsam mit unserem örtlichen Gewerbeverein sowie Vereinen, Privatpersonen und Institutionen aus Wassenberg, haben wir diese Aktion organisiert. Beispielsweise wurden anstelle von Präsenz-Bastelangeboten kleine Tüten mit dem benötigten Material zusammengestellt und eine Bastelanleitung dazugegeben bzw. per YouTube-Video erläutert. Die Aktion ist eine Abwandlung der lebendigen Adventskalender, wie sie vielerorts angeboten werden. Hoffentlich kann Ähnliches in diesem Jahr auch ohne Distanz stattfinden, denn ich glaube, dass es großes Potenzial für Händler, Gastronomen, Vereine usw. bietet. Die Angebote aus 2020 können noch über www.gewerbeverein-wassenberg.de/24xweihnachtsglück eingesehen werden.

Im Rahmen dieser Aktion haben wir auch unsere AR-Rallye erneut aufleben lassen. Diesmal aber mit dem Weihnachtsengel „Lotte“ und nicht durch den Wald, sondern durch den Wassenberger Ortskern. Auch diese Rallye ist unheimlich gut angekommen, sodass die 1.500 Teilnahmebögen schnell weg waren. Wir verteilen diese auch immer über die Schulen und Kindergärten, damit die Kinder die Bögen dann mit nach Hause nehmen können. Die Reichweite ist dadurch mit Sicherheit höher, als wenn wir die Bögen ausschließlich in Geschäften o.ä. auslegen würden. Vor allem in Zeiten der Pandemie hatten ja auch kaum Geschäfte geöffnet.

Ein andere sehr schöne Advents-Aktion zur Stärkung des lokalen Einzelhandels, bildete der digitale Adventskalender, welcher ebenfalls über den örtlichen Gewerbeverein angeboten wurde. Auch dieser aus 2020 ist noch über www.gewerbeverein-wassenberg.de/digitaleradventskalender2020 abrufbar. Jeden Tag hat ein Händler, Dienstleister oder Handwerksbetrieb ein anderes Angebot eingestellt.

Parallel dazu hat der Gewerbeverein Schoko-Adventskalender an alle Mitglieder und potenzielle neue Mitglieder versendet. Auch hier gab es wieder eine AR-Verknüpfung über genARate, nämlich mit dem digitalen Adventskalender. Der Hintergedanke: Wenn man den Schoko-Adventskalender z.B. auf seinem Schreibtisch stehen hat, kann man mit dem Smartphone jeden Tag den Kalender scannen, um nachzusehen, was es denn an diesem Tag für ein Angebot lokaler Anbieter gibt.

Ich könnte mir dies auch als innovativen Weihnachtsgruß eines Bürgermeisters vorstellen, wenn z.B. anstelle der alljährlichen Weihnachtskarten ein solcher Schoko-Adventskalender verschickt werden würde, mit dem ein Video-Gruß über eine AR-App verbunden ist. Eine absolut bezahlbare innovative Möglichkeit, auf sich in besonderer Weise aufmerksam zu machen. Mit neuen Features von genARate kann man Videos auf den Server legen und muss nicht den Umweg über YouTube & Co. gehen. Darüber hinaus kann man auch eine automatische Wiedergabe hinterlegen. Hiermit kann man eine tolle Wirkung erzielen.

Das Tollste ist, dass wir parallel noch auf die beiden zuvor genannten Aktionen aufmerksam gemacht haben, indem wir Flyer haben drucken lassen, die das Bild vom Adventskalender aufwiesen (natürlich ohne Türchen). GenARate hat beides anhand der markanten Farbfelder erkannt und denselben interaktiven Background abgerufen und gezeigt. Neugierig? Einfach das folgende Bild scannen.

Aber nicht nur in Wassenberg wurden zahlreiche neue Formate initiiert, sondern andernorts habe ich auch tolle Ideen gesehen. Unter anderem an der Ahr, wo man ja sonst im September und Oktober immer großartige Weinfeste besuchen kann. In diesem Jahr war das Motto dort „Pittoresk statt Fest“. Es fanden zahlreiche kleinere Aktivitäten und Angebote statt – alles infektionsschutzkonform und auf Distanz ausgerichtet, deswegen aber nicht minder schön. Unter www.ahrtaler-weingaerten.de konnte man sich über alle Angebote informieren und natürlich auch erfahren, wo eine Anmeldung erforderlich war usw. Ich hab mir mal erlaubt einen Screenshot von der Seite zur Veranschaulichung zu machen.

Auch die tollen Angebote zahlreicher lokaler Händler und Gastronomen habe ich mit großer Freude auf- und auch angenommen.

Beispielsweise ein Angebot, welches es in meiner Heimatstadt Erkelenz gibt: Auf der Plattform www.erkelenz-liefert.de haben zahlreiche ortsansässige Anbieter ihre Angebote eingestellt (Speisekarten, Gutscheine usw.). Dort kann man sich als Einwohner und Besucher super über das aktuelle Angebot informieren und die Gewerbetreibenden unterstützen.

Natürlich sind nicht nur die Städte gefragt, sondern sicherlich auch jeder einzelne Gastronom, Händler, Dienstleister und Handwerker. Aber es ist nie verkehrt, als Kommune und/oder Gewerbeverein aktiv zu werden und die zu unterstützen, die auch morgen noch das Bild einer Stadt prägen.

Bei aller Liebe zur gemütlichen Online-Shoppingwelt: Den Kaffee im netten Straßencafé mit Blick auf die vorbeilaufenden Passanten kann man nicht mehr genießen, wenn es einfach keine Anlaufpunkte mehr für Passanten gibt und dem Café-Betreiber dadurch die Laufkundschaft ausbleibt. Insofern ist alles voneinander abhängig und beschwingt sich auch gegenseitig.

Und wir müssen jetzt mehr denn je alles daran setzen, dass es auch noch morgen einen lokalen Einzelhandel, ortsansässige Gastronomie und den Dienstleister „um die Ecke“ gibt. Dazu gehört natürlich auch, dass man versucht auch in Pandemie-Zeiten, wenn es die Hygienevorschriften zulassen, Besucher anzulocken.

Ich selbst, und ich glaube so geht es vielen von uns, habe im letzten Jahr die Liebe zu vielen Dingen, die man „vor der Haustüre“ erleben kann, gefunden. Dies kann jede Stadt in den kommenden Jahren gezielt für sich nutzen. Unter anderem konnte man einen ganz klaren Boom in den Bereichen Rad- und Wandertourismus erkennen – und insbesondere Ersteres kann man ja wirklich nahezu überall. Insofern lohnt sich auch ein detaillierterer Blick hierauf. Den Tourismus vor Ort stärken – egal in welchem Bereich und egal wie – es lohnt sich!

Darüber hinaus finde ich, dass Eventisierung immer einen Mehrwert für die Innenstadt bringt bzw. für den Bereich, wo ein Event stattfindet. Und es muss ja auch nicht immer das riesengroße Fest mit zahlreichen namhaften Live-Bands sein. Ein kleines Hut-Konzert mit einer guten (!) lokalen Band ist mindestens genauso gut. Hierfür habe ich auch einige gute Beispiele im letzten Jahr mitbekommen. Beispielsweise in meiner Heimatstadt Erkelenz, wo an mehreren Abenden Bands von einem Gastronom zum anderen Gastronom gelaufen sind und überall kleine Mini-Konzerte dargeboten haben. Dadurch hatte der Gastronom an diesem Abend natürlich zusätzliche Gäste. Aber auch stationär kann man derartige Veranstaltungen konzipieren. In Wassenberg haben wir ein solches Angebot an einem September-Wochenende initiiert – an einem zentralen Platz, an dem 4 Gastronomiebetriebe ansässig sind. Diese hatten für den Abend natürlich auch mehr Platz für Außenbestuhlung zur Verfügung, haben sich um die Platzreservierung für die Tische gekümmert und wir haben das Rahmenprogramm mit verschiedenen Künstlern gestellt.

Alles in allem habe ich im letzten Jahr eine sehr hohe Toleranz bei den Menschen wahrgenommen. Die Ansprüche an Veranstaltungen waren nicht mehr so hoch, wie in den Jahren zuvor.

Man hatte ja wirklich zeitweise das Gefühl, dass man immer mehr und mehr und immer bessere Angebote und Künstler anbieten muss, damit überhaupt noch jemand zu Veranstaltungen kommt. Dass eine Stadt aber nicht mit öffentlichen Geldern um sich werfen und die teuersten Künstler engagieren kann, ist, glaub ich, klar. Denn die Maxime, das Gemeinwohl bzw. in diesem Hinblick das soziokulturelle Gemeinwohl zu steigern, kann nicht bedeuten, dass die kostspieligsten Bands mal eben „for free“ in die Stadt geholt werden.

Insofern haben wir jetzt alle die Chance, auch mal neue Dinge auszuprobieren, Ideen zu verwirklichen und zu sehen, was sich vielleicht auch für die Zeit „nach Corona“ eignet. Ich denke, dass wir in diesem Jahr immer noch gefragt sind, unter sehr eingeschränkten Umständen Alternativen zum Alltagstrist mit zahlreichen Einschränkungen anzubieten und uns so auch einen Namen als innovative und moderne Stadt machen können. Das schlechteste Signal ist es, einfach alles abzusagen und nichts zu machen. Nur, weil das Gewohnte nicht geht, heißt das nicht, dass man besser nichts tut. Und diese Erfahrung habe ich definitiv aus den letzten Monaten mitgenommen.

Ich freue mich auch enorm über die Digitalisierungsoffenheit vieler, die es vorher einfach mangels Notwendigkeit noch gar nicht gab. Die gemeinsamen Online-Plattformen lokaler Anbieter sind nur ein Beispiel dafür. Auch die zahlreichen Einzelnen, die ihre Angebote über Facebook, WhatsApp oder Instagram vermarkten. Einfach mal den Schritt ins „www“ zu wagen und es auszuprobieren kann nicht falsch sein, sondern für die Zukunft nur den richtigen Multichannel-Absatz befeuern.

Darüber hinaus sind digitale Angebote nicht immer unbedingt kostspielig. Mit ausreichend Kreativität kann man Vorhandenes nutzen und Neues hineininterpretieren.

Hier würde ich unser AR-Kinderbuch mit einer Weihnachtsgeschichte nennen. Wir haben kleine Bilderbücher mit einzelnen Bildern drucken lassen. Parallel dazu habe ich über ein Grafik-Video-Tool eine kleine Geschichte als Video erstellt und eine eingesprochene Tonspur hinterlegt. Mit jedem gescannten Bild geht die Geschichte ein Stück weiter. So wird das statische Buch zum Leben erweckt. Es ist eine Aktion, die nicht viel Geld gekostet hat, aber einen unglaublich schönen Effekt erzielte. Und die Geschichte (im Ursprung von einer Wassenbergerin geschrieben) von Olli Orange und Tim Tannenbaum kann in Zukunft weiter erzählt werden.